Yehudi Menuhin, der große Musiker, hat Lebenserinnerungen geschrieben: „Unvollendete Reise“ An einer Stelle schreibt er über die Interpretation eines Musikstückes: „Im Idealfalle würde man eine Passage ganz gleichmäßig spielen und gerade so viel Unregelmäßigkeit zulassen, dass ein Element der Lebendigkeit spürbar bleibt.“
Für Menuhin ist diese kleine Unregelmäßigkeit, diese, wie er sagt, Lebendigkeit „La part de Dieu – Gottes Teil.“ Er sagt, das sei es, wovon jede „Aufführung fast unbewusst bestimmt sei.“
Ich finde das wunderbar: Die Noten so exakt wie möglich – und dann dieser kleine Spielraum zwischen den Noten, den wir nicht in der Hand haben, der aber alles bewegt und belebt: Gottes Teil.
Auch das genaue Gegenteil zu Menuhins Stücken, die Luzerner Guggenmusik zur Fastnacht, spielt mit Getöse immer scharf daneben, genial präzise vorbei, exakt falsch, verpasst kleinste Notenteile, – wunderbar, diese Teile Gottes, unerwartet, genial widerständig, Grenzen sprengend, wie der sich öffnende Himmel bei Bethlehem…
Unser Vater in den Himmeln, segne uns in unserem angestrengten Leben mit jenem kleinen Teil von überraschender Lebendigkeit, der unsere Tag-und Nachtzeit immer köstlich macht