In den Pandemie-Zeiten braucht das Zusammen-Leben Disziplin, Toleranz und Kreativität. Die Berliner Schriftstellerin Katharina Hacker hat sich darüber Gedanken gemacht:
„Weiß einer mehr, ist er überlegen, und sie ist es auch, wenn sie mehr weiß. Ob man deswegen den anderen zu sagen hat, wo es langgeht, ist die nächste Frage. Manchmal ist es am besten: wo Gefahr droht, wo schnell eine Entscheidung fallen muss, weil alles Zögern zum Schlimmeren führt.
Oft muss man nichts abwenden und nicht verhindern, aber zusammen sind alle matt, und eine muss die Form geben, damit es weitergeht – ein Lied anstimmen, zu Tisch rufen, das Spiel eröffnen, zum Spaziergang treiben…einer muss bei Wind die Drachen verteilen, einer die Frage stellen, was sich die anderen vom kommenden Jahr wünschen. Es können auch zwei oder drei sein. Die Zeremonien bedürfen der Zeremonienmeister, und das Leben auch, wo es im Alltäglichen doch zwischendurch glanzvoll sein soll. Glanz wird unterschätzt.“
Unser Vater, wir haben uns daran gewöhnt, einander nur auf Abstand zu grüßen, aber wir sehnen uns nach einem Händedruck, nach einer Umarmung. Schenke uns einen stärkenden Schlaf.
Quelle: Katharina Hacker, Darf ich dir das Sie anbieten ?, Berenberg Verlag, Berlin 2019, o.S.