Vor drei Wochen, am 10. Dezember, erhielt Al Gore den Friedensnobelpreis für sein umweltpolitisches Engagement. Vielleicht wird dieser Tag einmal als Beginn einer neuen Menschheitspolitik in die Geschichte eingehen. Ein Beginn deshalb, weil mit dem Preis ein verantwortliches Handeln gelobt wird, das unsere Geschichte auf dieser Erde bewahren will. Alles scheint auf ein Ende zuzulaufen, die nie passieren darf! Immer deutlicher lehrt uns die Zukunft, was wir heute schon vermeiden müssen! Die Überschwemmungen, die verhuschten Jahreszeiten, Stürme, Brände und Gletscherschmelzen lehren uns, nein, zwingen uns, eine prüfende, vermeidende und verbietende Gesellschaft zu werden. Wir sind dazu verpflichtet, weil unsere Geschichte niemals zu ihrem Ende kommen darf, weil es auch unser Ende wäre.
„Prüft alles und das Gute behaltet“ – diese biblische Aufforderung steht über dem Jahresanfang. Sie will uns nicht ängstigen! Die Bibel ist keine Angstmacherin. Sie hat keine Lust am Untergang. Es gab wohl Zeiten, da wurden die Katastrophenbilder in der Kirche heftiger gepredigt als die Befreiungsbotschaften. Doch in der Bibel geht es nicht um Kleinmut, es geht um Energie und Glauben, wenn es heißt: „Prüft alles und das Gute behaltet!“.
Wir berufen uns am Anfang dieses Jahres 2008 auf diesen biblischen Prüfauftrag, damit aus unserem Lebensraum kein Todesgebiet werde. Es gilt zu hören und zu prüfen, was denn das Unvergängliche, das Unzerbrechliche, was denn das Katastrophenbeständige, mit einem Wort, das Gute ist.
Wer neu anfängt, weiß, dass es andere Anfänge gegeben hat. Wir sind nicht nur die, die wir gerade sind, wir haben auch eine Herkunft. Wir sind Erben anderer Anfänge und ihrer Versprechen. Dazu gehören die biblischen Versprechen vom Licht für die Blinden, der Freiheit für die Gefangenen, dem Recht und Brot für die Armen, einer Welt ohne schädliche Abgase und steigende Wasserpegel. Wir berufen uns auf diese Versprechen und prüfen alle Politik und alle Reformen, ob sie diesen Versprechen dienen oder nicht dienen. Auf diesen Versprechen wollen wir beharren: Einmal werden die Hungernden Brot haben – ist versprochen. Einmal werden Schmerzen und Elend geflohen sein – ist versprochen. Einmal wird die Erde ein Garten für alle werden – ist versprochen. Einmal wird Gott alles in allem sein – ist versprochen. Weil ich das alles nicht aufgeben will, wiederhole ich diese alten Versprechen. Und sei es aus Trotz. Weil ich niemanden aufgeben will, wiederhole ich die alten Versprechen der biblischen Propheten, des Jesus von Nazareth und der Apostel. Diese alten Versprechen waren auch einmal neue Anfänge, neue Aussichten. So ist jeder Anfang eine Erinnerung der alten Versprechen.
„Prüfet alles und das Gute behaltet“ – in einer katastrophalen Welt erinnern wir uns der Versprechen Gottes. Sie machen uns Mut zum Eingriff gegen das, was den Erdkreis bedroht. Von den Analysen und Prognosen der Wissenschaftler und Politiker will ich nichts abstreichen. Eine Haltung, die sagt „nach uns die Sintflut“ kommt nicht in Frage. – Es gilt das getroste und vernünftige Prüfen aller Pläne und Errungenschaften, ob sie gut sind im Sinne der Versprechen von Gottes Rettung der Welt. Ich wünsche allen, die heute neu anfangen wollen, dass sie an mehr glauben als sie sehen. Die Zeichen der Zeit machen ihnen dann nicht Angst, sondern setzen sie in Stand, alles zu prüfen und das Gute zu behalten.