„Von der Auferstehung Christi her kann ein neuer reinigender Wind in die gegenwärtige Welt wehen“, das schrieb der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer aus dem Gefängnis seinem Freund zum Osterfest 1944. Er sprach von der „Vergötzung des Todes“ in seiner Zeit, von „gleichgültiger Lebensverachtung“ und der Sucht, „alles zu erraffen und alles wegzuwerfen“. Je deutlicher die nationalsozialistische Herrschaft uns in den Blick kommt, desto genauer sehen wir die Spur der Vernichtung, die dieses „tausendjährige Reich“ in nur 12 Jahren gelegt hat, Jahren, in denen „das Leben nichts galt“, während die Propaganda „das Leben“ mit Lichtzauber und Mutterkreuz in den germanischen Himmel hob.
Doch was Bonhoeffer scharfsichtig als „Todesvergötzung“ beschrieb, ist nicht allein das Charakteristikum jener 12 Jahre. Überall stoßen wir auf Spuren von Gewalttätern, die mit der Endgültigkeit des Todes Fakten schaffen. Ratlos stehen vor der blutigen Spur furchtbarer Selbstmordattentate. Oder viel näher: Da bittet eine Schulleitung um Auflösung der Schule, weil die Gewalt Herrin im Hause geworden ist.
„Alles erraffen oder alles wegwerfen“, so schrieb Bonhoeffer, „ist die Haltung dessen, der fanatisch an den Tod glaubt“. Alles erraffen oder alles wegwerfen – die Welternährungsbehörde berichtet, dass mit dem Reichtum auch der Hunger in der Welt ansteigt. Zur Zeit hungern 842 Millionen Menschen. Nicht Kriege und Seuchen werden allein als Gründe genannt, entscheidend sei der „fehlende politische Wille“ der reichen Länder, wirksam zu helfen. Alles erraffen oder alles wegwerfen – in welch irrsinnigen Totentanz sind die Regierungen da verstrickt? Bonhoeffers Antwort hieß:“…von der Auferstehung Christi her kann ein neuer reinigender Wind in dieser Welt wehen“. Im Geiste der biblischen Propheten und in der Hoffnung des Jesus von Nazareth hieße das: „Eine andere Welt ist möglich“. So können wir die Auferstehung begreifen: Sie befreit aus dem Rausch des „Alles erraffen oder alles wegwerfen“. Dann ist „Auferstehung“ nicht länger das Unerhörte, Unbegreifliche, Unvorstellbare, sondern sie ermöglicht eine Rückkehr zu einem wirklichen Leben in diesem Kunstwerk, das wir Schöpfung nennen. Dabei sind wir, so Bonhoeffer, „wieder ganz auf die Anfänge des Verstehens zurückgeworfen“ – Tag für Tag, heute.