Das Wort – Sonnabend, 25. August

Zu Ehren der Heiligen Elisabeth von Thüringen wird bei uns eine 10 Euro-Gedenkmünze geprägt, deren Randinschrift lautet: „Wir sollen die Menschen froh machen“, ein gutes Motto für den Umgang mit unserem Geld und jedem anderen Reichtum. Elisabeth wird als mildtätige und barmherzige Frau beschrieben, aber das heißt nicht, dass sie weichherzig, willfährig und leicht beeinflussbar war. Ein Freund bestand im Gespräch mit mir sogar darauf, dass sie zielstrebig agiert habe, entschlossen und willensstark gewesen sei – nur die Selbstheiligung, zum Beispiel im Abbruch der familiären Beziehungen und in den Bußübungen sei befremdlich und unevangelisch; die Nachfolge Christi geschehe in den familiären, beruflichen und globalen Herausforderungen. Ich will eine Erzählung an den Schluss dieser Woche stellen, die das Leben der Heiligen als „heilig“ erweist, als rahmensprengend, widerständig, als Tagtraum von einem Leben im Reich Gottes:
So lange sie als Landesfürstin auf der Wartburg lebte, aß und trank sie nichts, was aus ungerechter Besteuerung kam. Sie wollte als Fürstin ihren Lebensunterhalt nicht aus Raub oder Plünderung der Armen bestreiten, wie das an Fürstenhöfen so üblich war. Sie erkundigte sich bei Tisch nach der Herkunft der Speisen und Getränke und wollte wissen, ob sie aus den rechtmäßigen Gütern des Landgrafen stammten oder ob sie erpresst seien. Kamen die Speisen aus landgräflichem Besitz, der Wein aber war erpresst, sagte sie zu den Mägen: „Heute werden wir nur speisen können!“ Waren dagegen die Speisen erpresst, während der wein aus den landgräflichen Weinbergen stammte, so sagte sie sie: „Heute werden wir nur trinken können!“ Erfuhr sie, dass beides redlich erworben sein, klatschte sie in die Hände und rief fröhlich: „Wohl uns! Heute können wir essen und trinken.“ Sagte man ihr, Speisen und wein seien unrechtmäßig erworben, lehnte sie alles ab und saß hungernd und dürstend an der Tafel, und ließ sich nicht davon abbringen.

Wie war das vor einigen Jahren, als die Evangelische Frauenarbeit fragte: Woher kommen die Äpfel, die Apfelsinen, die Trauben? Und forderten: Esst keine Früchte der Apartheid! Kündigt die Konten bei den Banken mit dem Südafrikageschäft! Die evangelische Frauenarbeit hat nicht das Apartheidssystem gestürzt, aber es hat ihm öffentlich das Recht entzogen! Und heute: Soll ich sagen, je mehr Beamtentarif A 14, desto weniger Durst nach Gerechtigkeit weltweit? Wir brauchen die Geschichten der Elisabeth, es sind gute und schöne Geschichten, es sind Geschichten von der Rettung des Lebens.