Zu den schönsten deutschen Wörtern gehört das Wort „Geistesgegenwart“. Geistesgegenwärtig handeln, reagieren, geistesgegenwärtig das Wort ergreifen oder schweigen – das ist eine Kunst. Der Schweizer Erzähler Franz Hohler erzählt davon:
„Mit den Taschen vom Abendeinkauf stand er vor seiner Haustür und suchte den Schlüssel, da hörte er zum ersten Mal in diesem Jahr eine Amsel singen. Wie schön, dachte er, jetzt bringe ich schnell die Taschen hinein, stelle dann den Kehrrichtsack für morgen früh vors haus und höre noch ein bisschen dem Vogel zu. Als er mit dem verschnürten Sack vor die Tür trat, war der Gesang verstummt.“
Unser Vater, der du die Abende dunkeln lässt und die Morgen heraufführst, der du uns den Amselgesang hören lässt, segne uns mit Geistesgegenwart für das, was heute wahrzunehmen ist. Und gib uns die Gabe, den Tag wirklich zu beenden.