Wislawa Szymborska, die große Dame der polnischen Dichtung, 1996 Nobelpreis für Literatur, schrieb einen gar nicht so lyrischen „Beitrag zur Statistik“
„Auf hundert Menschen
zweiundfünfzig, die alles besser wissen, dem fast ganzen Rest ist jeder Schritt vage.
Beständige Gute, weil sie’s nicht anders können, vier, na sagen wir fünf.
Die keine Scherze dulden, vierundvierzig.
Die einzeln harmlos sind und in der Masse verwildern, über die Hälfte, sicher.
Die nach dem Schaden klug sind, nicht viel mehr als die vor dem Schaden klug sind.
Gerechte, recht viel, fünfunddreißig. Bemitleidenswerte, neunundneunzig.
Die zur Bewunderung ohne Neid neigen, achtzehn.
Hilfsbereite, wenn’s nicht zu lange dauert, gar neunundvierzig.
Leidgeprüfte, ohne ein Licht im Dunkel, dreiundachtzig, früher oder später.
Sterbliche, hundert auf hundert. Eine Zahl, die sich vorerst nicht ändert.
In dieser Nacht reiche Gott allen seine Hand, denen der Weg alleine zu schwer wird; er möge sie behüten und er lasse sein Angesicht über ihnen leuchten.
Quelle: Wislawa Szymborska, Die Gedichte. Hrsg. Übertragen von Karl Dedecius
Brigitte-Edition, Suhrkamp, Frankfurt a.M., Bd. 12, S. 313f.