Abendsegen | Dienstag, 1. Dezember

Der Dezember hat begonnen – ein seltsamer Freudenmonat. In den Herzen der Menschen steigt ein
„kapellenloser Glaube“ auf, womit der deutsche Dichter Rilke wohl sagen will, dass für viele Menschen die Ursprungserzählung mit Hirten und Engeln, Maria und Joseph, Ochsen, Eseln und dem Kind schon ziemlich im Dunkeln liegt. Trotz alledem gibt es eine Sehnsucht nach alten Liedern, Zusammensein, Kerzenschein und Bachkantaten. Kurt Tucholsky im besten Berliner Gemisch von Spott und Gefühl sagt, jetzt sei die Zeit, den „gestauten Sentiments freien Lauf zu lassen.“ Das wird in diesem Jahr anders sein – nicht schlecht, denn als biblischer Theologe muss ich sowieso sagen: „Weihnachten ist anders!“
„Kapellenloser Glaube“, ein gutes Bild ist dem Rilke gelungen, denn in Corona-Zeiten muss oft der Glaube, die Sehnsucht nach wohlwollender Gemeinschaft mit den Menschen und Gott ohne Kapellen auskommen; und das Lied vom Schiff, das kommen wird, geladen bis an seinen höchsten Bord, wird dies Jahr wohl mehr im Freien gesungen als im Kirchenschiff…Weihnachten war schon immer anders!

Unser Vater in den Himmeln, segne mit Deinem Geist unsere Gedanken im Advent und auf Weihnachten zu, dass es neu, anders und bewegend werde!