Der Kirschzweig im großen Wasserglas, das schmale Aststück vom Apfelbaum, die Forsythie – morgen früh heißen sie alle Barbarazweig, denn morgen ist der Gedenktag der Heiligen Barbara.
Unter dem vielfältigen Geäst der Überlieferung und des weit wachsenden Brauchtums liegen Spuren der möglicherweise historischen Barbara. Im heutigen türkischen Izmir soll sie, schön, klug und mutig gelebt haben. Einer Zwangsheirat widerstand sie, lebte im Verborgenen als Christin in der Hoffnung auf das Reich Gottes, wie der Zweig es abbildet: Morgen früh ins Wasserglas gestellt, wird er zu Weihnachten erblühen – der Zweig der Heiligen Barbara.
Heilige sind Briefe aus der Ferne, die einem helfen, die Gegenwart zu erkennen. Und zu sehen, was sie hat und was ihr fehlt. Wer Heiligen gegenüber skeptisch ist, wird aber ihre Lebensgeschichten schön finden. Etwas schön finden, ist vielleicht wichtiger, als etwas für richtig zu halten.
Unser Vater in den Himmeln, zeichne uns aus mit der Geduld der Heiligen, segne alles in uns, was wachsen will, dir entgegen, dem Barbarazweig nachfolgend.