Der Schabbatabend ist in die jüdischen Familien eingezogen. Psalmen werden gesprochen, Lieder gesungen, die das Leben preisen und alles beklagen, was ihm angetan wird. Gebete gesprochen wie Formulare, in die man den eigenen Namen eintragen kann, den Schmerz und das Glück, die Sorge um die Welt und die Kinder.
Der 12. Psalm, frei nach dem hebräischen Versmaß übersetzt von Lorenz Wilkens:
Hilf, Herr! Denn niemand ist dir noch ergeben.
Verloren ist die Treue bei den Menschen.
Unter Nachbarn herrscht die Lüge in glatter Sprache.
Sie reden als hätten sie zwei Herzen.
Sie sagen : unsre Zunge macht uns stark!
Man tut Gewalt an den Gebeugten; und die Armen – ach, sie müssen seufzen!
Darum spricht der Herr: Jetzt steh ich auf, dem Bedrängten, den sie anschnauben, bring ich Hilfe!
Die Worte Gottes sind so klar wie Silber, das im Schmelztiegel geläutert
und siebenmal vom Sand gereinigt wurde.
Oh Herr, du wirst uns rein halten für alle Zeit!
Amen – So sei es, so werde es