Abendsegen | Montag 14. Dezember

Meine Tochter konnte eine Wohnung übernehmen. Sie lud mich zur Besichtigung ein. Nun, die Vorhänge gefielen mir nicht, die Tapeten waren ein Graus und die Möbel – nein, unmöglich. Meine Tochter blieb hochbeglückt: Vorhänge, kommen weg, die Tapete? Sofort weiß streichen, Möbel?

Raus damit! Sie hatte alles schon im Kopf. Und mir wurde klar, sie sah die renovierte Wohnung! Sie würde sich in die Arbeit stürzen: Aufräumen, ausmisten, malen, renovieren – sie hatte ihren Traum vor Augen, eine helle, schöne Wohnung.

Und mir fiel die Geschichte vom Hochseilartisten ein: Der Rabbi schaut ihm zu und fragt ihn hinterher: „Worin besteht das Geheimnis, dass du nicht das Gleichgewicht verlierst?“ Der Artist stellt eine Gegenfrage: „Was glaubst du, wohin sollte man schauen, um das Gleichgewicht zu halten?“ Der Rabbi erwiderte: „Auf keinen Fall auf den Boden oder das Seil!“ „Genau“, sagte der Artist, „Und immer die Stange im Auge behalten, die das Seil am anderen Ende trägt. Und was ist der gefährlichste Augenblick?“ Der Rabbi sagte: „Der Moment, in dem du dich wieder umdrehen musst und eine Sekunde lang deinen Bezugspunkt verlierst!“ „Ganz genau“, sagte der Artist.

In 10 Tagen ist Weihnachten – nicht aus den Augen lassen!

Unser Vater, bringe zur Ruhe, was uns durch den Kopf geht, segne unseren Schlaf, lass uns gestärkt erwachen!