Der erste Tag der Arbeitswoche kommt an sein Ende – Gelegenheit zur kurzen Bilanz oder zum dankbaren Nachdenken – erst recht heute, wo dieser Tag für die meisten ein freier Tag war, ein Feiertag. Wie hört sich das bei dem Dichter Hans Magnus Enzensberger an?
„Vielen Dank für die Wolken.
Vielen Dank für das Wohltemperierte Klavier
und, warum nicht, für die warmen Winterstiefel.
Vielen Dank für mein sonderbares Gehirn
und für allerhand andre verborgene Organe,
für die Luft, und natürlich für den Bordeaux.
Vielen Dank…für die Erdbeeren auf dem Teller
sowie für den Schlaf, für den Schlaf ganz besonders,
und damit ich es nicht vergesse, für den Anfang
und das Ende und die paar Minuten dazwischen
inständigen Dank,
meinetwegen für die Wühlmäuse draußen im Garten auch.“
Unser Vater in den Himmeln, lass uns beim Einschlafen noch ein paar Zeilen hinzufüge
und segne Enzensbergers und unseren Schlaf. Danke für ein Glas Wasser in der Nacht, es
muss kein Bordeaux sein…
Quelle: H.M. Enzensberger,
Titel: Empfänger unbekannt,
In Kiosk, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2018 (gekürzt)