Yehudi Menuhin, der große Musiker, hat seine Lebenserinnerungen geschrieben und sie „Unvollendete Reise“ genannt. Einmal schreibt er auch über die Interpretation eines Musikstücks:
„Im Idealfalle würde man eine Passage ganz gleichmäßig spielen und gerade so viele Unregelmäßigkeiten zulassen, dass ein Element der Lebendigkeit spürbar bleibt.“ Für Menuhin ist diese kleine Unregelmäßigkeit, diese Lebendigkeit, die sich nicht ans Vorgeschriebene hält, dieser Sprung in der Partitur „La part de Dieu – der Teil Gottes“. Er schreibt, das sei es, wovon jede Aufführung fast unbewusst bestimmt sei.
Ich finde das wunderbar: Die Noten vollkommen , so exakt wie nur möglich zu spielen – und dann ein kleiner Spielraum, ein kreativer Sprung dazwischen, den er nicht in der Hand hat, die den Bogen führt, der aber alles bewegt und belebt – La part de Dieu – Gottes Teil.
Gott segne uns alle in unserem angestrengten Leben mit jenen kleinen Teil von überraschender Lebendigkeit, der unsere Nacht- und Tagzeit immer erneut so wunderbar werden lässt.