Am unverzichtbarsten ist im christlichen Festkalender das Osterfest. Notfalls, schlimmstenfalls könnte man alle anderen Feste bleiben lassen. Nicht aber, nie aber Ostern. Dass Jesus von den Toten auferstanden ist, ist die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens. Diesen gäbe es nicht, wenn Ostern nicht gewesen wäre.
Die Auferstehung Jesu von den Toten wird in den biblischen Berichten nirgends beschrieben, sie bezeugen nicht die Auferstehung, sie bezeugen allein das Auferstanden-Sein des Jesus von Nazareth.
Nach dem entsetzlich entehrenden Tod durch eine Kreuzigung – im römischen Recht nur Sklaven vorbehalten, die waren keine „Menschen“ – seine Jüngerinnen und Freunde waren schockiert, eingeschüchtert, geradezu irre geworden an Jesus‘ Sendung. Seine Mission schien gescheitert, ihre Hoffnung vernichtet. Doch binnen weniger Tage machten die konsternierten und verängstigten Jesus-Gruppen die verloren geglaubte Sache des Gekreuzigten von neuem und nun erst recht zu
ihrer eigenen Sache. Fragt man, wie ist dieser rätselhafte Umschwung zu erklären, so lautete die Antwort der Beteiligten: „Wir haben den Herrn gesehen!“.
Und nach sieben Wochen, am Pfingstfest, treten sie furchtlos aus der ängstlichen Reserve heraus in die Öffentlichkeit und sagen, dass die römische Militärmacht ihren Herrn nicht versenkt, sondern Gott ihn erhöht habe. Damit kommt jene Geschichte christlicher Verkündigung in Gang, die unsere Welt wie kaum ein anderes Geschehen bewegt hat. Die Christen werden mit dieser Botschaft „Protestleute gegen den Tod“. Diesem Auftrag sind sie sehr oft nicht gerecht geworden und haben die gewalttätige Karfreitagswelt gestärkt. Doch ihre Herkunft ist Ostern – das bleibt zu erinnern! Der amerikanische Schriftsteller John Updike* mahnt die Christen: „Lasst uns nicht Gottes spotten mit Ausflüchten! Macht das Ereignis nicht zum blassen Zeichen der Glaubenseinfalt früh’rer Zeiten: Durchschreiten wir die Tür!“
- *John Updike, Sieben Strophen über Ostern, im Internet zu finden unter: „Credo ut intelligam“
- John Updike, Seven stanzas about Easter, im Internet zu finden unter „NAMENSgedächtnis“ Google „John Updike über Ostern“